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VHS-Effekte nachstellen

Aktualisiert am von vinett-video Mediaservice

Dropouts, Bildrauschen oder Data Glitches – solche Bild- und Abspielfehler sind im digitalen Zeitalter eigentlich Schnee von gestern und können leicht vermieden werden. Doch in den letzten Jahren ist gerade dieser unperfekte VHS-Stil auch bei digitalen Videos zum beliebten Stilmittel geworden. Doch wie kann man die Qualität seines digitalen Videos künstlich „verschlechtern“, um den VHS und Betamax Effekt authentisch zu imitieren? Für Bastler liegt die Antwort auf der Hand: Den echtesten VHS-Look erzielt man, indem man den digitalen Film auf VHS überspielt, die Spurlage etwas verstellt oder das Band absichtlich etwas beschädigt, um den VHS-Film anschließend wieder zu digitalisieren. Doch selbst wer die entsprechenden Geräte nicht zuhause hat, kann dem Original VHS-Look erstaunlich nahe kommen. Wir haben einige Tipps und Ideen zusammengestellt, die zeigen, wie man auch am Computer gelungene Retro Video Effekte erzeugen kann.

Tipps für den authentischen VHS-Effekt

Für iPhones und Android-Smartphones gibt es seit Jahren Apps, mit denen VHS-ähnliche Filter einfach und schnell über das Handyvideo gelegt werden können. Für die Postproduktion am Computer gibt es bis dato keine solchen all around Video Effekte für VHS. Der spezielle Look entsteht hier vielmehr aus einer Mischung aus Anwendungen, die miteinander kombiniert zu einem schönen Ergebnis führen können. Um zu verstehen, was genau den echten VHS-Look ausmacht, ist es zunächst empfehlenswert, sich einige VHS-Videos genau anzusehen und als Vorlage bereitzuhalten. Danach sind die Spielmöglichkeiten unbegrenzt. Einige Ideen und Anwendung, die dabei helfen können, einen schönen VHS-Effekt zu imitieren, haben wir zusammengestellt.

Farbauflösung

VHS-Filme zeichnen sich durch eine geringere Farbauflösung aus. Dieser Effekt kann durch Low Resolution Color Sampling erreicht werden. Dazu muss die Farbauflösung des Cb- und Cr-Kanals sowie des Y-Kanals halbiert oder sogar geviertelt werden. Bei VHS-Filmen schwanken die Bereiche in etwa bei Luma (Y) 333x480 und Chroma (X) 40x480. Aber auch hier sollte solange ausprobiert werden, bis der gewünschte VHS-Look eintritt.

Farbtiefe

Alte Kameras hatten eine linearere Gamma-Kurve als moderne Aufnahmegeräte. Mit Hilfe eines Farbkurven-Tools im Schnittprogramm kann diese einfach ausgeflacht werden. Als nächstes sollten die Farben des Videos durch Saturierung an das VHS-Farbschema angepasst werden. Fast alle Videoschnittprogramme verfügen außerdem über einfache Effekte Filter, die den VHS-Look noch unterstreichen können, wie zum Beispiel der „Sepia“-Filter und die Auswahl eines Filmkorns.

Tonqualität verschlechtern

Dem Ton wird oft nicht viel Beachtung geschenkt, doch ist gerade dieser immens wichtig, um ein VHS-Feeling zu suggerieren. Die Qualität des Sounds kann künstlich verschlechtert werden, indem bewusst Nebengeräusche oder leichtes Rauschen unter den Originalton gelegt werden.

Aufnahmedatum und Bildgrafiken einblenden

Um den perfekten Homevideo-Look zu erreichen, darf eines natürlich nicht fehlen: Das Aufnahmedatum am Bildrand. Bei der echten VHS-Aufnahme wurde das Datum direkt von der Kamera aufs Bild "gebrannt". Dieser Effekt lässt sich auch digital imitieren, indem in einem Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop eine Vorlage erstellt wird. Wird diese dann im Schnittprogramm über die Videospuren gelegt, bleibt die Datumsanzeige im gesamten Video statisch zu sehen. Ein mitlaufender Timecode lässt sich am besten im Schnittprogramm selbst kreieren. Je nach Anwendung kann dieser auch vom Look her angeglichen werden.

Zusätzlich können auch Retro-Blenden-Effekte den VHS-Eindruck noch verstärken, ebenso wie aus der VHS-Zeit inspirierte Titelgrafiken, die im Bildbearbeitungsprogramm erstellt werden und in das Video integriert werden können.

VHS-Look mit After Effects

Wer Kenntnisse in Adobe After Effects besitzt, dem stehen jedoch noch weit mehr Möglichkeiten offen, um einen authentischen VHS-Video-Effekt in der Postproduktion zu kreieren. Hier einige Tipps und Beispiele:

Farbflimmern

Um eine punktuelle Farbverwaschung zu erreichen, dupliziert man zunächst die Videospur und ändert den „Blending Mode“ der oberen Bildebene dann in „Color“. Wenn man nun die obere Spur anpackt und bewegt, erzielt man den VHS-typischen Farbflimmereffekt. Durch Keyframes lässt sich nun festlegen, an welchen Stellen das Flimmern im Video auftauschen soll.

Bildstörungen / Kratzer

Auch hierzu legt man eine neue Ebene an. Dann aktiviert man den „Wire/Rig Effect“ und zieht in der neuen Bildebene eine Vertikale über den Bildschirm. Nun ändert man die „Replacement“-Einstellung in „Stitch“ und kann nun über die „Replacement“-Funktion und mit Hilfe von Keyframes die Positionen festlegen, an denen Bildstörungen erscheinen sollen. Auch hier muss man ein bisschen herumspielen, um das richtige Feeling zu erzeugen. Über den Effekte Filter „Channel Blur“ und die Änderung der Einstellung „Blur Dimension“ in „Horizontal“ lassen sich die Farbeffekte nun weicher machen und die roten, grünen und blauen Farbwellen so verstellen, bis der perfekte Farblook erreicht wurde.

Filter

After Effects stellt eine Reihe von Effektfilter zur Verfügung, die nun zusätzlich über das Video gelegt werden können. Der Filter „Vignette“ eignet sich beispielweise dazu, den oft sehr gestochen wirkenden Digitalvideos etwas die Schärfe zu nehmen zu Gunsten eines weicheren Verlaufs.
Data Glitches

Unter „Glitches“ versteht man Datenfehler, die in er Regel nach dem Spulvorgang beim Wiedereinsetzen des VHS-Films angezeigt werden. Meistens sehen diese Artefakte aus wie andersfarbige Klötzchen, im Ton kommt es zu Verzerrungen und Nebengeräuschen. Um diesen Effekt authentisch und ohne viel Aufwand zu erreichen, stehen für After Effects einige Plugins zur Verfügung, wie z.B. das Glitch Data Plugin oder das Bad TV Plugin, deren zusätzliche Installation sich bei aufwendigeren Wünschen lohnen könnte.

Liebe fürs Detail: Retro Video Effekte

Wer etwas Zeit mitbringt, wird mit einigen Kniffen sehr schöne VHS Video Effekte für seinen Film erzeugen können. Je mehr man ausprobiert, desto authentischer wird am Ende das Ergebnis sein. Es ist dabei ratsam, sich nicht auf ein Tool zu verlassen, sondern verschiedene Filter und Effekte miteinander zu kombinieren. Einige Videoschnitt- und Bildbearbeitungsprogramme bieten für VHS-typische Effekte außerdem bereits einige nette Plugins an, die es noch einfacher machen, einen unperfekten Retro Video Look zu erzeugen.

Wäre die bekannte TV-Serie Game of Thrones bereits damals auf VHS erschienen, sie würde vermutlich so aussehen:

Das gilt übrigens nicht nur für den VHS-Look: Auch Kratzer auf Film, Filmkorn verschiedenster Stärke oder Klebestellen wie bei einem Super 8-Film lassen sich mit ein wenig Zeit und Liebe zum Detail künstlich erzeugen.